Istanbul 2024
Mit nur einem Rucksack auf den Schultern betreten wir die Frankfurter Magnetschwebebahn und fahren Richtung Terminal 2. Unser Vorabflugritual – ein Kaffee aus dem Schnellrestaurant und ein Blick auf die Landebahn – gehört inzwischen fest dazu. Der Flug verspätet sich, und unser Abholservice hat auch Probleme, pünktlich zu sein. Erst um 21:00 Uhr Ortszeit brechen wir vom Flughafen Istanbul (SAW) Richtung Innenstadt auf. Unser Fahrer bringt uns in einem Vollleder-Luxustransporter zum Hotel. Normalerweise wäre das nicht mein Stil, aber die Atmosphäre hat etwas – klassische Musik läuft, und ich merke: Diese Reise beginnt luxuriös.
Im Hotel wartet jedoch die erste Überraschung – unsere Buchung ist nicht hinterlegt. Nach einer kurzen Wartezeit bietet uns die Rezeption ein kostenloses Upgrade zur Juniorsuite an. Um 23:00 Uhr betreten wir unser Zimmer und fallen nach der Anreise erschöpft ins Bett, nur schade das ein ganzer Abend des Urlaubes schon wieder vorbei war.
Tag 1:
Der Altvesir und der Jungsultan schlemmen am morgendlichen türkischen Buffet von Goldtellern. Oke nicht ganz, aber dem kommt es schon recht nahe. Türkischer Tee wird hier mein Standardgetränk werden, passt einfach zu Allem. Eigentlich wollte ich hier mit einen ÖPNV-Ticket die Stadt erkunden, doch leider ist unser Hotel nicht gut angebunden und Fahrten kosten hier nur wenige Cents, weshalb ich es schon vorher stornierte. Ein Uber brachte uns für 10€ mit Trinkgeld auf schnellstem Wege in die Stadt. Und da ist er der Bosporus mit seiner europäischen und asiatischen Seite! Viel Verkehr, hohe Kuppeln mit Minaretten, ein warmer Wind und wehende Türkeiflaggen. Istanbul, wir sind angekommen!
Einen passenderen Ort für unser kleines Abenteuer hätten wir nicht aussuchen können, denn am Bahnhof vom Sirkesi ausgestiegen kommen einem direkt Orient-Express Gedanken Anspielungen in den Sinn. Die Bahnstation ist tatsächlich der Endhaltepunkt dieser historischen Linie. Der Bahnhof mit seinem historischen Museum ist noch richtig gut erhalten und lässt einem das Gefühl von Konstantinopel erahnen. Fast so, als sei man selbst in einem solchen Wagon angekommen. Die Bahnstation liegt zum Fuße des Tokapi Palastes, welcher unser nächster Programmpunkt ist.
Eine geführte Tour bringt uns in dessen Inneren und der erste Stopp auf dem Palastgelände, ist das dort älteste Bauwerk: die Hagia Irene. Diese wurde dort von den Römern als Verwaltungssitz erbaut und später in eine Kirche umgewandelt. Ihr christliches Kreuzsymbol an der Decke ist bis heute erhalten. Sie befindet sich im ersten Hof des Palastes, welcher mit seinem Park auch noch für die Öffentlichkeit zugänglich war. Im zweiten Hof des Palastes sind die Verwaltungs- und Regierungsgebäude und auch der Zugang in den extra abgesicherten Harem gelegen. Der Dritte Teil des Palastes oblag dem Sultan, seiner Familie, seinem Vesir und deren Reichtümer. Die Terrasse des Sultans bietet den besten Blick auf den vor uns befindlichen Bosporus und diese geschichtsträchtige Stadt. Herrlich! Wir gingen den Palast mehrmals ab und da wir von der Anreise am Vortag noch leicht erschöpft sind, kehren wir zu einer mittaglichen Ardana Delight Stärkung ein. Meine Erwartungen an das Fleisch und den Geschmack werden nicht zurückgewiesen. Ich könnte das den ganzen Tag essen!
Da der Tag schon weit fortgeschritten ist und sich das Wetter etwas zuzieht entschieden wir uns für eine überdachte Schiffsrundfahrt auf dem Bosporus. Vom Wasser aus kann man die Ausmaße dieser Stadt noch besser begreifen. Die Uferböschungen sind gesäumt von zahlreichen verwinkelten Gassen mit großen und kleinen Häusern, dazwischen finden sich immer wieder die Dächer der zahlreichen Moscheen mit ihren Minaretten. Eine Hälfte der Tour, können wir bei Tageslicht und Cay am Oberdeck genießen, die zweite Hälfte verbrachten wir im überdachten Deck, da mit der Dunkelheit auch der Regen kam. Auch bei Dunkelheit bieten die Ufer Istanbuls einen fantastischen Anblick. Die viele Beleuchtung die angestrahlten Brücken bieten einen Anblick von 1001 Nacht.
Was macht man am Abend bei schlechtem Wetter? Richtig, man geht in das hoteleigene Spa mit eigenem Hamam. Dort treffe ich im Dampfbad einen nach Norwegen ausgewanderten Türken, der ins Gespräch kam und mir die Schritte eines guten Hamam Bades erklärt. Ich muss sagen, die Rituale des Onsens bleiben nach wie vor mein Favorit, aber ein guter Hamam ist auch nicht verkehrt.
Tag 2:
Heute war Eile geboten, denn wir hatten nur einen letzten passenden Termin für eine Führung durch die Blaue Moschee übrig. Reichhaltig gefrühstückt brauchte uns Mehmet mit seinem Uber nach Sirkeci. Wieder auf dem Berg von Sultanhamet angekommen, brachte uns unsere Tourenführerin über das Hippodrom in das Innere der Blauen Moschee. Die blaue Moschee heißt so, da sie von innen mit über 20.000 blauen Fließen ausgekleidet ist. Sultan Ahmed ließ sie nicht unweit der Hagia Sophia errichten, um ein vergleichbar großes Bauwerk wie vorgenannte zu errichten.
Sie ist die einzige Moschee mit sechs Minaretten, um diese Besonderheit gibt es einige Gerüchte, warum der Sultan dies so in Auftrag gab. Eines davon ist, dass er dem Pilgerort Mekka nacheifern wollte, welcher um seinen Kaba-Platz ebenfalls sechs Minarette aufweisen soll. Die Führerin erklärt uns, dass eine Moschee mit einer Minarette von einem reichen Mann oder Familie gestiftet wurde. Eine Moschee mit zwei Minaretten von einem Adeligen oder der Königsfamilie erbaut wurde und eine mit vier von einem Sultan selbst in Auftrag gegeben wurde. Dies beantwortet sogleich die Frage welche ich mir bereits auf der gestrigen Bootsfahrt, beim Anblick der Ufer stellte.
Da noch etwas Zeit bis zum nächsten Programmpunkt ist, nehmen wir ein Getränk von einer der vielen Dachterrassen ein. Bei einem sehr guten Ausblick auf den Berg von Sultanhamet und seiner Umgebung trinken wir einen Tee und besprechen das weitere Vorgehen, ein paar Bilder dürfen natürlich auch nicht fehlen. Um 14:00 Uhr steht die Besichtigung der Hagia Sophia an. Diese verläuft jedoch eher ernüchternd, da das Innere in der Führung nicht inbegriffen ist. Viele Jahre lang war sie ein Museum, bis sie 2021 von der derzeitigen Regierung wieder zur Moschee umgewidmet wurde. Ein Betreten für Nichttürken kostet 28€ pro Person extra, auch wenn man wie wir ein Instanbul e-Pass gebucht hat. Wir nehmen dafür im Anschluss lieber die Führung durch die Zisterna Basilica war. Diese wurde zur gleichen Zeit wie die Hagia Sophia erbaut und sind mit ihr, eines der zwei beständigsten Bauwerke aus der Römerzeit. Das Innere erweist sich als die größte Zisterne in Istanbul, welche bis zur Eroberung durch die Ottomanen genutzt wurde. Danach geriet sie bis zur Wiederentdeckung Ende des 19. Jahrhundert in Vergessenheit. Für die Ottomanen galt nämlich nur fließendes Wasser als sauber. Berühmt und zur Attraktion wurde sie eigentlich erst wieder durch zwei Hollywoodfilme, die hier zwischen den Säulen gedreht wurden.
Nach diesem Besuch, fährt uns ein Taxi durch den dichten chaotischen Innenstadtverkehr an den Taksimplatz. Der Taksimplatz und seine Umgebung in Beluglü stellt den eigentlichen Lebensquell des Istanbuler-Innenstadtlebens dar, so lassen es zumindest viele Empfehlungen für Gastronomie und Unterhaltung in den Reiseführern vermuten. Der Taksim Platz ist riesig, er beherbergt einen eigenen Park und von ihm gehen weitere große Straßen ab, die Botschaften, Hotels und teure Restaurants beinhalten. Auf dem Vorplatz feiert man seit dem letzten Jahr die 100jährige Republikgründung der Türkei durch Atatürk. Vom Platz weg, führt eine 1,5km lange Einkaufsstraße. Auf dieser ist derartig viel Betrieb, dass man sich wie auf der Zeil, nur doppelt so groß fühlt. Diese Einkaufsstraße weißt zahlreiche kleine Nebengässchen auf, durch die wir schlendern und nach unserem Abendessen Ausschau halten. Die Kebap Läden mit handgeschnittenen Fleißspießen machten in jedem Fall schonmal Lust auf mehr. Doch bevor wir unser Abendessen erreichen, stolpern wir über einen alten türkischen Friseur in einer dieser Seitengassen, hier schneidet der Ladeninhaber noch selbst. Er ist im gleichen Alter wie FJ und weiß also, was der Herr von Welt braucht. Sein Vater habe angeblich schon Atatürk frisiert, dies soll ein verschwommenes schwarz-weiß Foto an der Wand zeigen. Glaubhaft oder nicht, unweit des Taksimplatzes auch gar nicht so ungewöhnlich. Eine türkische Frisur und Rasur ist ein Erlebnis, welches ich FJ bereits vehement nahelegte und so braucht es nicht lange ihn davon zu überreden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und so ist er wieder salonfähig. Das Abendessen in einem türkischen Grillhaus bestand aus Auberginen Kebap mit frisch gezapften Ayran. Lecker!
Nach einem gelungenen Tag lässt einen der abendliche Hamam Besuch mit Abkühlung im frischen Außenpool uns sacht in die Kissen sinken.
Tag 3:
Soll uns noch etwas Geschichte abseits des Sultanpalastes nahebringen und so folgten wir einer aus dem Reiseführer vorgegebenen Stadtspaziergang durch eines der ältesten Viertel Istanbuls. Am Ufer von Balat ausgestiegen, ist der erste Stopp das Anwesen und die Kirche des Patriarchen von Konstantinopel. Dieser ist der Papst der orthodoxen Christen, auch wenn er bei weitem nicht so die Macht hat, wie sein katholischer Vetter. Die Kirche ist vergleichsweise mit dem Vatikan winzig und hat seine Ausmaße seit Erbau beibehalten. Sie ist nicht viel größer als die älteste noch erhaltene orthodoxe Kirche aus der Zeit Konstantinopels. Diese befindet sich ein paar hundert Meter weiter und befindet sich versteckt in einem Innenhof, an dessen Pforte man erst läuten und um Einlass bitten musste. Auf dem Weg zu den weiteren Stopps in Balat, stolpern wir über einen Schuhputzer der mit seiner raffinierten Masche uns die ersten Lira aus der Tasche leierte und uns wahrscheinlich einen Vorgeschmack auf den Basar liefert. Balat ist eigentlich ein historisch sehr armes Viertel, welches aber durch seine Geschichte, kulturelle Reichtümer und den aufstrebenden Tourismus einen merklichen Aufschwung erfährt. Den Abschluss des Spazierganges stellten steile Treppen zu einem Café mit Stadtblick dar. Der mühsame Aufstieg wurde durch einen hervorragenden Blick bei einem heißen Glas Cay belohnt.
Nach einer erholsamen Pause beschließen wir die Strecke zum Ägyptischer Basar nicht mit Verkehrsmitteln, sondern zu Fuß zu gehen. Nach einer Stunde am Ufer des goldenen Horns sind wir vor dessen Toren angekommen und stürzten uns gleich in dessen Getümmel. Die Auswahl an Gewürzen, Gerüchen und farbenfrohen Ständen ist so schön wie eh und je, jedoch in dessen Halle auch einfach zu teuer. Außerhalb der Markthalle finden sich gleiche Stände, die gleiche Waren für oftmals ein Drittel des Preises anbieten. Da kann ich nun auch beherzt zugreifen. Nur das Handeln in den Ständen hat deutlich nachgelassen, da auch hier Inflation und Wertverlust der Lira ihre Spuren hinterlassen haben. Bis Ladenschluss haben wir auch noch nicht alle Handwerksbereiche des Basares zu Gesicht bekommen, da wir zuvor in einem Café gegenüber der Deutschen Orientbank Platz nahmen. Die witzigste Begegnung auf dem Basar war ein Holzhändler, der vor einigen Jahren wieder in die Türkei ausgewandert war und mit Münchner Akzent mit FJ um Holzbesteck feilschte. Für den Abschluss des letzten Abends will FJ in einem guten Restaurant auf den Abschluss dieser Reise anstoßen. Also fahren wir mit dem Taxi in Richtung des Taksimplatzes. Und wurden in dem gehobenen traditionellen Grillrestaurant „Zübeyir Ocakbasi“ fündig. Seine Gault Millau Auszeichnung und zahlreiche Fotos an den Wänden lassen auf einige Bekanntheit deuten, die hier Platz fanden. Mit ausgezeichnetem Fleisch und Beilagen servieren sie uns einen gelungenen Abschluss einer eindrucksvollen Reise.
Fazit:
Abschließend sei gesagt, ein ÖPNV-Ticket für Istanbul lässt sich am günstigsten vor Ort buchen. Ein Touristenticket lohnt sich erst ab einer Woche Aufenthalt vor Ort, man spart jedoch bei den Eintritten und Touren Zeit, da man sonst sehr lange anstehen muss. Die Touren selbst sind sehr kurzgehalten, man kann dafür danach im Inneren der Attraktionen alleine weiterstöbern.