Japan

Angekommen im Land des Lächelns,
Mai 2023

Viel zu warm angezogen und mit Verspätung der DB ging es zum Terminal 2 am Frankfurter Flughafen. Mein ältester Freund Franz-Joseph wartete dort schon gespannt auf mich auf unsere erste und gemeinsame Traumreise. Er hatte bereits Plätze am Schalter organisiert und so flogen wir mit Emirates im größten Jumbo und tollen Plätzen nach Dubai und von dort weiter nach Tokyo. Der Airbus A380-800 ist einfach ein Riesenteil, bei dem es wirklich nicht an Luxus mangelt. Von Dubai sahen wir leider nicht viel, da es mitten in der Nacht war, tranken in einer Bar aber einen exotischen Mojito, den wir allerdings mit etwas Bacardi aus dem Bordbisto Umdrehungen verleihen mussten. Nach fast einem ganzen Tag Anreisezeit landeten wir abends in Tokyo und wurden in unser Hotel verbracht. Hier ließen wir den Abend mit einer 7/11 Mahlzeit und der Vorplanung für den morgigen Tag ausklingen.

Tag 2

Erstes Frühstück am anderen Ende der Welt! Anders, deftig aber gut! Danach fuhren wir mit der U-Bahn Richtung Stadt, die Sucia-Karte lösen, Richtung Meiji-Schrein und Tokio Tower. Der Park des Meiji-Schreins wirkte inmitten einer solchen Großstadt unwirklich. Man fühlte sich wie in einem subtropischen Dschungel, der still, dicht verwachsen und sich aufgrund des morgendlichen Regengusses drückend schwül anfühlte. Der Schrein selber bot einen majestätischen Anblick, welcher eines Kaisers würdig schien.

Auf dem Weg von dort zum rot-weißen Tower durchwanderten wir etliche Straßen mit vielen skurrilen Örtlichkeiten, alten Tempeln und Schreinen, über die wir zufällig stolperten. Die Straßen in Tokyo sind sauber, modern, ordentlich und auffällig ruhig. Ich habe noch nie eine so ruhige Metropole gesehen. Nebenbei bemerkt: Tokyo ist die größte Stadt der Erde. Am Tower angekommen buchten wir natürlich die komplette Tour bis zur 250m-Aussichtsplattform. Der Blick von dort oben fesselt einen ähnlich wie in Manhattan und bei einem Kaffee ließen wir das Gesehene noch etwas sinnlicher auf uns wirken.

Anschließend sollte es Richtung Edo Palast des amtierenden Kaisers - die Japaner nennen ihn Tenno - gehen. Dieser war jedoch gegen 17:45 Uhr bereits geschlossen. Die Anlage mit den Festungsmauern, umgeben von Wassergräben und die weißen Gebäudespitzen, sahen bereits von außen majestätisch aus. Für den Sonnenuntergang wurde uns der Chinzanso Garden empfohlen. Diesen erreichten wir jedoch nicht mehr rechtzeitig - dafür waren wir nun in dem Studentenstadtteil Waseda und ließen uns dort in einem kleinen Thekenrestaurant mit Bier den japanischen Ramen schmecken.

Tag 3

Vom strahlenden Sonnenschein im Land der aufgehenden Sonne um 05:00 Uhr geweckt, wurde nochmal das reichhaltige Frühstück eingenommen. Der Bus wartete um 08:00 Uhr auf uns, um weiter Richtung Kamakura zu fahren. Auf der Fahrt ließ sich, bei ungetrübter Sicht, der Berg Fuji bewundern, welcher sich hinter dem Einzugsgebiet Tokyos erhebt. Normalerweise ist seine Spitze in einer Schicht Wolken gehüllt. Der riesige Vulkan mit Krater und schneebedeckter Kuppe sticht förmlich aus der Umgebung heraus und jeder Japaner verehrt den Berg so sehr, dass er die Form des Fujisan blind zeichnen könne. In Kamakura angekommen, besuchten wir zuerst den Tempel des Big Buddha, samt seiner Statue. Der Buddha wurde nach dem Vorbild der noch größeren Statue in Nara erbaut. Dies geschah nach den ersten Samurai-Kriegen, welche zwischen den Adelsfamilien herrschte, die um die Gunst des Kaisers buhlten. Er trotzte seitdem mehreren Naturkatastrophen und Kriegen, seine Halle überlebte dies jedoch nicht. Die siegreiche Familie namens Minomota wirkte hier in Kamakura und erbaute die folgenden Stätten. In den nahegelegenen Schreingärten werden mehrere Götter verehrt, hauptsächlich jedoch die Schutzgöttin, die sich um die Sorgen der Menschen und die Seelen von verstorbenen Kindern kümmert. Deshalb werden auf Plateaus kleine Statuen aufgestellt, welche jeweils ein verstorbenes Kind schützen sollen. Die Anzahl der kleinen Statuen zeigt leider, dass die Abtreibung in Folge von unzureichender Aufklärung und verpönter Verhütungsmethoden noch weit verbreitet ist.

Ganz im Gegensatz dazu sind die Gärten mit Bachläufen und Koi so wunderschön angelegt, wie man sich Japan immer ausmalt - das Verweilen und Fotografieren beruhigt spürbar. Tageshighlight war jedoch der nicht touristische Hokokuji Tempel, den wir auf Anraten noch auf eigene Faust erkundeten. Er war mit seiner Lage in den Bergen, fließend Wasser und dem Bambusgarten mit Matcha-Teeritual ein ganz besonderes Erlebnis und aufgrund des tollen Lichtes entstanden dort faszinierende Bilder. Am Nachmittag fuhr uns unser Busfahrer an den Fujisan in unser Onsen-Berghotel. Nach einer Fotosession des Fuji, ließen wir uns in dem Barfußrestaurant des neu und schick angelegten Hotel Clad beste Grand East Cousine schmecken. Highlight des Hotels sei jedoch der Onsen & Spa Bereich, wie man uns sagte. Ich war richtig gespannt auf dieses heiße Baderitual und kann im Nachhinein sagen: Was für ein sinnliches Erlebnis! Müde, satt und mit einem Gefühl wie neu geboren ließen wir uns ins Bett fallen.

Tag 4

Aufgewacht mit einem wunderbaren Blick auf den wolkenfreien Fuji und einem exquisiten Frühstück, fuhren wir an dessen andere Seite zu seinen sechs verbliebenen Seen, die nach seinem letzten Ausbruch entstanden sind. Dort bot sich sogar ein noch besseres Motiv des Berges als zuvor vor dem Frühstück. Wir fuhren über die Autobahn durch die japanischen Alpen weiter Richtung Matsumoto, um dort die alte Samuraiburg zu besichtigen. Das Motiv der Burg mit seinen schwarzen Flügeldächern ist sicher vielen bekannt.
Kurz vor unserem eigentlichen Ziel in Nagano besuchten wir eine Tempelanlage, die nur der Findung der Erleuchtung dient. Die große Glocke der Anlage schlug auch zur Einweihung der letzten olympischen Spiele in Japan. In dem Tempel wird keine Gottheit direkt verehrt, sondern jede Religion kann dort beten, auch steht der Tempel für die Gleichberechtigung, so üben Frauen dort die gleichen Rollen wie die Männer aus und Führungsposten sind jeweils doppelt besetzt. Gegen 18:00 Uhr im Hotel und frisch geduscht, hieß es sich in der Innenstadt ein schönes Örtchen für den Abend zu suchen. Die Wahl fiel auf ein japanisches Grillhaus (Yakiniku). Bei diesem steht ein kleiner Gasgrill direkt vor einem auf dem Tisch, mit Abzugsrohr direkt darüber. Um zu Essen bestellt man sich eine Vielzahl an kleinen Portionen und grillt sie sich zurecht. So ließen wir uns, wie es in diesen Restaurants üblich ist, Wagyu Filets, Morcheln und weitere Fleischstücke mit Beilagen schmecken. Der Geschmack des Fleisches ist seinen Preis tatsächlich wert - nur leicht angebraten zergeht es geradezu auf der Zunge.

Tag 5

Am Morgen unserer Weiterreise machten wir Halt im Schneeaffenpark. Leider waren keine Affen zu sehen, so war es auch nicht so schlimm, dass Franz-Joseph sich zuvor den Knöchel verstaucht hatte und nicht mitkonnte. Das Tal mit Freiluftonsen und heißen schwefeligen Quellen bot, trotz der Abwesenheit seiner Bewohner, einen schönen Anblick. Später reisten wir durch die japanischen Alpen in Richtung Takayama. Die Stadt ist für ihre Zedernholzverarbeitung, den Sakebrauereien und der Soyafermentierung zur Gewinnung von Miso bekannt. Im Hotel angekommen, konnten wir nach dem Abendessen wieder das Onsenritual vollziehen und ließen anschließend den Abend mit einem guten Tropfen und einem Klavierwettstreit zwischen Franz-Joseph und einem weiteren Gast sprichwörtlich ausklingen.

Tag 6

… begann nach dem Frühstück mit einem Stopp im UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Hido Shirakawago. Das Dorf ist eine Besonderheit, da hier die mit Reisstroh gedeckten jahrhundertealten Bauernhöfe noch erhalten und bewohnt sind. Bei tropisch warmem strömenden Regen bildeten sich Nebelschwaden an den waldbewachsenen Berghängen und mit der Aussicht, die das Dorf bot, war dies ein lohnenswerter Anblick. In den vorbildlich gepflegten Gärten und Kanälen des Dorfes schwammen Koi und Forellen zur Zucht. Durch den Regen fand ich auch einen wunderschönen Cynops pyrrhogaster mit feuerrotem Bauch.

An unserem Ziel in Kanazawa angekommen, besuchten wir aufgrund des Wetters zuerst den großen Fischmarkt. Die Vielfalt an Fisch, Schalen und Krabbentieren war enorm. So aßen wir Venusmuscheln direkt vom Holzkohlengrill und Sushi in einem kleinen Lokal. Es war eine Freude zu sehen, wie derart frische Produkte direkt vor Ort zubereitet werden. Der Geschmack war sehr zart, angenehm und ohne jeglichen Nachgeschmack - in jedem Fall das beste Muschelfleisch und das beste Sushi meines Lebens. Wasabi zum Sushi ist im übrigen auch nicht so scharf, da die Paste frisch von der Knolle abgerieben und nicht wie bei uns aus Konzentrat hergestellt wird. Wieder bei der Gruppe besuchten wir das örtliche, noch erhaltene Samuraihaus. In diesem war ein bilderbuchartiger Zengarten angelegt, der so bereits schon Jahrhunderte bestand und den Flair umso mehr unterstrich. Der Stadtpark untermauerte die Leidenschaft für kunstvoll angelegte Gärten des dortigen Doschun. Hier sahen wir zum ersten Mal, welche Scharen an Gärtnern notwendig sind, um eine Landschaft so minimalistisch aussehen zu lassen.

Angekommen im Hotel stellten wir erneut fest, dass Japaner ihre Toiletten lieben. In keinem der Hotels trafen wir bisher das gleiche System an. Ein Säuberungsstrahl ist immer vorhanden, genauso eine BD-Funktion für die Damen, Toilettenpapier ist hier einlagig und seidendünn und nur zum Abtrocknen nach dem Wasserstrahl gedacht. Darüber hinaus können sich an der Bedienkonsole Sitzheizung, Säuberungstrahleinstellung, Trockengebläse und Desinfektion befinden. Manchmal gibt es eine automatische Spülung die greift, sobald man aufsteht. Die Firma TOTO scheint hier der Marktführer zu sein, ähnlich wie bei uns GEBERIT.

Wo wir gerade schon beim Pott waren: Am Abend aßen wir in dem nahegelegenen Ausgeh-, Tee- und Geishaviertel von Kanazawa ein Motsu-nabe. Hierbei handelt es sich um eine Onepot-Pfanne auf einem Gasgrill, der mit Grundzutaten bestückt, um weitere ergänzt werden kann. Durch das Garen von Gemüse und fettigem Fleisch erhält der Onepot einen sehr frischen aber auch vollmundigen Geschmack. Ein nächtlicher Verdauungsspaziergang an den alten Holz- und Reispapierhäusern rundete den Abend ab.

Tag 7

Aufbruch Richtung Kyoto mit Zwischenstopp an der Burg Hikone. Hier boten sich wieder gute Fotomotive der Burg und der Gärten. Danach sind wir endlich in der Kaiserstadt angekommen, welche 1200 Jahre - bis 1867 - den Wohnsitz des Kaisers beherbergte. Tempel und Kulturgeschichte sind noch zahlreich erhalten, da die Stadt im Zweiten Weltkrieg verschont wurde. Bevor wir jedoch mit der Sightseeingtour starteten, besuchten wir den Market, denn um Punkt 18:00 Uhr würden die Geschäfte schließen. Ich brauchte ja noch ein japanisches Messer, einen Kimono für Zuhause und die Königskrabbenbeine musste ich auch noch probieren. Wir stolperten jedoch zuvor über marinierten Kraken mit Eigelb im Kopf, Venusmuscheln, schlürften Austern, aßen Wagyu-Spieße, bevor wir die Krabbenbeine bekamen. Da es nun aber schon 17:30 Uhr war, eilten wir die Meile entlang, um zu dem ältesten Messergeschäft Kyotos zu kommen. Als wir um 17:50 Uhr davor standen, war es leider anscheinend überpünktlich geschlossen. Franz-Joseph entdeckte nahegelegen ein weiteres uriges Geschäft mit altem Messersensei. Ich fand mein heiß ersehntes Santokumesser, ein Hackebeil und eine Wasabi-/Muskatnussreibe. Glücklich wie ich dann war, stolperten wir weiter durch Kyoto, vorbei an einem Minischweinkaffee, Welpen- und Kätzchenstore und weiteren Skurrilitäten. Ziel war der als einzigartig beschriebene Bahnhof von Kyoto. Staunend blieben wir zuvor noch an dem alten Kaiserpalast stehen, bevor wir in das Raumschiff Kyoto Bahnhof gelangten. Riesig, beleuchtete Treppen, Skywalk sind nur wenige Attribute, die das Monstrum aus Stahl und Glas recht gut beschreiben. Unerwartet stand für da ein Klavier im Bahnhofsgebäude, freudig sprang Franz-Joseph an die Tasten und bescherte mir, mit Blick auf die nächtliche Skyline Kyotos, einer der emotionalsten Momente der Reise. Als weiteren Höhepunkt des Tages fuhren wir noch auf den Tower und ließen den Ausblick auf uns wirken. Zuletzt wurden zwei Abschluss-Mojitos in der Loungebar des Turms geschlürft, bevor der letzte Onsen unserer Reise um 23:00 Uhr besucht wurde.

Tag 8

Wieder auf eigene Faust unterwegs und nach grandioser Frühstücksauswahl liefen wir zur Kyoto Station und lösten nach kurzer Verwirrung am Schalter ein Shinkansen-Ticket mit Richtung Hiroshima. Nur Fliegen ist schöner! Pünktlich, flüsterleise, sauber und eine wahnsinnige Beschleunigung legt dieser Zug auf die Gleise, 350km in 1h 40min. Laut den Japanern ist der Shinkansen auch das sicherste Verkehrsmittel der Welt, da durch seine Fahrt noch nie jemand ums Leben gekommen ist, nicht mal bei Entgleisungen aufgrund von Erdbeben.

In Hiroshima angekommen stellten wir jedoch fest, dass unsere Staatsführung und sechs weitere Staatsführungen das komplette Denkmalsgelände für heute beanspruchten und die Insel des Peace Memorials komplett abgesperrt war. Wir wichen deshalb über die Fähre auf die Insel Miyajima aus, um dort einen Blick auf das Wassertori zu erhaschen.

Nach geknipsten Fotos und einem Eis machten wir uns auch schon den Rückweg nach Osaka, um dort Takuya, meinen Flugbekannten zu treffen, der uns als Einheimischer ein paar coole Ecken in Osaka zeigen sollte. Durch die bunt verrückte Innenstadt mit Einkaufs-, Ausgeh-, Anime- und Gamingviertel, ging es in ein typisches osakisches Restaurant (dort ist wirklich alles frittiert), wo wir Vieles probierten und bei einem Sake mit Takuya auf den letzten Abend in Japan anstießen. Auf dem Nachhauseweg hielten wir nochmal am Bahnhof Kyoto und am Kaiserpalast inne, bevor wir geschafft ins Bett fielen.

Tag 9

Der letzte Tag begann mit der Fahrt zu den beiden Heiligtümern in Nara. Im buddhistischen Teil, sitzt der größte Bronzebuddha im größten Holzgebäude der Welt. Allein für sie Statue mit Hintergrund, brauchte es 32.000 Bronzeschmiede, die Teile für ihn anfertigten. Aus den verwendeten japanischen Zedern für die Holzhallen, könnte man 4000 japanische Häuser bauen. Bemerkenswert finde ich dort, dass wieder alle Religionen in dem Tempel beten können. Wohl auch ein Grund, warum die Gesellschaft hier in Japan so friedlich ist, die Religionen existieren einfach nebeneinander. Besonders deutlich sah man gerade an diesem Bauwerk, dass die Säulen japanischer Tempel einzig durch ihr Gewicht und ohne jegliche Verankerung auf runden Granitplattformen stehen. Mit etwas Spiel, bei einem Erdbeben, stehen sie wohl so am sichersten. Gerade deshalb dürfte dieses Gebäude wohl auch seine hunderten Jahre im Original erreicht haben.

Das Gelände in Nara ist von den dort heiligen Hirschen und Rehen eingenommen, die gelernt haben sich, im Gegenzug für Rehkekse, vor den Touristen zu verneigen. Dass die Hirsche hier wirklich heilig sind, erkennt man daran, dass es sogar einen eigenen Krankenwagen für diese gibt. Im schintoistischen Teil, findet sich die über tausend Jahre alte Zeder, welche von den Gängen des Tempels der hundert hängenden Laternen umgeben ist, welcher sich wiederum in dem Garten der tausend Laternen befindet. Diese Locations ließen zum Abschluss Raum für bisher ungesehene Motive und bisher unerfüllte besinnliche Momente.

Näher Richtung Flughafen, waren die letzten Stationen der Reise die Burg von Osaka, erbaut durch den zweiten Reicheinigers Toyotomi Ideoshi und für uns zum zweiten Mal, die Innenstadt Osakas. Hier wollte ich dann endlich meinen Samue bekommen und das Gamingviertel besser fotografisch festhalten, da ich dies gestern vor Staunen vergaß. Dies schaffte ich beides leider nicht - aber wir waren nach der vergeblichen Suche klasse Udon essen und für Erik noch ein Wagyu grillen. Sein Gesichtsausdruck, als das Fleisch auf seiner Zunge zerging, muss wohl genauso wie unser Gesichtsausdruck bei der ersten Kostung gewesen sein. Zur Krönung des Tages konnte Franz-Joseph dem Restaurant drei Ramenschalen abquatschen. Die thronen jetzt in meiner Küche.

Tag 10

Abschließend muss man sagen, für die Massen an Menschen ist es erstaunlich, wie diszipliniert, freundlich und ordentlich die Japaner sind. Anders würde das so wahrscheinlich auch nicht funktionieren. Im Gebiet Tokyo leben allein 39 Millionen, und in Osaka 8,7 Millionen Menschen. Allgemein ist Japan ein sehr angenehmes Land zum Reisen. Niemand möchte ein Trinkgeld, denn das wäre beleidigend. Service wird hier aus Ehrgefühl als selbstverständlich angesehen. Verlorene Dinge werden den Personen notfalls im Sprint hinterhergetragen und über Taschendiebe muss man sich auch wenig Gedanken machen - wenn, sind es bei Gelegenheit eher andere Nationen. Ebenso wird man nicht aus Werbezwecken angesprochen, sondern der Kunde eröffnet das Gespräch und natürlich sind sie fast schon übertrieben freundlich und entschuldigen sich bei jeder Kleinigkeit.


Wie eingangs erwähnt, sind diese riesigen Städte auffällig ruhig. Ich habe nur eine Handvoll Sirenen von Rettungsdiensten gehört, meistens Krankenwägen und nur eine einzige Polizeistreife. Letztere hat fast nur einen repräsentativen Charakter. Gehupt wird nur in der absoluten Ausnahme. Die Japaner behaupten zwar nicht abergläubisch zu sein, halten aber an vielen Bräuchen fest, welche sich meist auch heute noch als nützlich erweisen. Obdachlose habe ich nur vier gesehen, diese ziehen sich hier aus Scham in die hintersten Ecken der Parks zurück, um nicht gesehen zu werden. Angeblich begehen sie sogar Selbstmord, um der Gesellschaft nicht weiter zur Last zu fallen.


Das Essen ist vielfältig und mit einer Vielzahl an verschiedenen Zutaten zubereitet. Entgegen der Erwartungen ist es so gut wie nie scharf. Edle Zutaten wie Fleisch werden nicht in solchen Massen wie bei uns gegessen; es wird eher portionsgerecht und oft in Scheiben trangiert gereicht. Dafür sparen sie nicht beim Fisch, den sie ja reichlich vor der Haustür haben.

Neben dem Kontrast zwischen der tollen Landschaft und den Kulturstätten im Vergleich zur Moderne, hat mich besonders das Ritual des Onsenbesuchs begeistert. Einen Onsen besuchten wir, wo auch immer es möglich war. Geplättet von langen Tagen und kurzen Nächten sowie der Scharr an Eindrücken, kann ich begeistert und zufrieden die Heimreise antreten. Ich freue mich auf Zuhause, da ich dort meine Erfahrungen und neuesten Errungenschaften anwenden kann.