Tag 1 & 2:
Tag 1: Startet mit einem angenehmen Flug mit Lufthansa nach Bogotá. Das Film und Verpflegungsangebot lässt keine Wünsche offen. Zu unserer Überraschung ist das Flugzeug komplett voll. Nach einem 12-stündigen Flug landen wir im nächtlichen Bogotá.
Vom Flughafen fuhr uns ein hell beleuchteter Bus durch das nächtliche Bogotá in unser Zwischenstopphotel DANN, mit Abendessen um 21 Uhr Ortszeit.
Tag 2: Aufstehen um 04:30 Uhr, dann eine letzte Dusche vor dem Abenteuer. Um 5:00 Uhr gibt es Frühstück, um 6:00 Uhr geht es per Bus vom Hotel DANN aus durch den chaotisch gut funktionierenden Verkehr Richtung Landes-Flughafen Bogotá.
Hier angekommen müssen zwei Teams ihr Gepäck zurücklassen, da das Flugzeug sonst 300kg überladen wäre. Das Gepäck kommt am nächsten Tag nach, verspricht die Fluggesellschaft. Nach anderthalb Stunden Flug landen wir in Puerto Inirida. Der Blick aus dem Flugzeug auf einen Fluss mit Sandbänken steigert die Vorfreude auf den Dschungel.
Nach einer „Kurtaxe“ von 33.000 CPO für den Erhalt der Nationalparks (ein Euro sind hier in etwa 4.500 CPO) werden wir direkt in das Hotel TONINAS gebracht. Hier gibt es nach kurzer Erfrischung mit einer Art Eistee das Essen für mein Team - Team Zwei.
Anschließend müssen wir direkt innerhalb der nächsten Stunde zum Hafen von Puerto Inirida aufbrechen. Es war nur kurz Zeit, die Rücksäcke für zwei Übernachtungen im Dschungel zu packen. Nach dem Sprung in unsere beiden Boote gelangten wir nach zwei Stunden Fahrt in unser Camp. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine wahre Seltenheit: den Amazonas-Flussdelfin. Dieser tummelte sich in dem Delta des Atabapo in den Inirida, als wir dieses hochfuhren. Bei einem Bootswechsel und einem kurzen Zwischenstopp hielten wir es nicht länger aus und fingen die ersten Aquarienfische in Form von Welsen und Garnelen. In unserem Camp angekommen ging es nach einem guten Abendessen der erste Tag der begeisterten Fischfänger in unserem Zeltcamp am Rio Atabapo zu Ende.
Tag 3:
Beginnt mit einem prächtigen Frühstück um 06:30 Uhr. Die Tage hier dauern von 6:00–18:00 Uhr, dementsprechend hat man auch keine Probleme früh aufzustehen, da man sowieso von den Sonnenstrahlen und dem sechs Stunden Jetlag geweckt wird.
Um 07:30 ging es auf dem Rio Atabapo weiter zu unserer Fischfangstelle. Auf dem Weg dorthin begegneten wir Goldgräbern in ihren Förderboten, die uns nicht freundlich gestimmt waren. Einer fuhr uns hinterher und machte klar, dass wir keine Fotos machen sollten.
Direkt beim Eintreffen an unserer Fangstelle sprang ein großer Fisch vor Schreck an Land und wurde in unser Mittagessen integriert. Diese Fangstelle bot ein traumhaftes Biotop, wo wir bereits beinahe alle unsere Highlights finden konnten. Auch ein Süßwasserrochen war darunter.
An unserer zweiten Stelle drangen wir durch einen dicht verwachsenen Nebenarm in das Landesgebiet von Venezuela ein, da eine Seite des Atabapo Kolumbien und die andere Seite Venezuela ist. Nach weiteren Fängen kehrten wir erschöpft und sonnengebräunt in unser Lager zurück, wo wir uns an einem letzten Abendessen von einem anstrengenden Tag stärken konnten. Ein tropisches Gewitter wog uns in den Schlaf.
Tag 4:
Heute verließ ich um 5:30 Uhr das Zelt, um dem Sonnenaufgang über dem Camp in voller Pracht zu fotografieren. Um 07:00 Uhr versorgte uns die Küchenchefin ein letztes Mal mit einem wunderbaren Frühstück, danach verließen wir gegen 08:00 Uhr das Camp und gaben dem Campteam und dem Bootsteam zusammen 60.000 CPO für ihre wunderbare und zuvorkommende Arbeit. Am nächsten Biotop angekommen ließen sich an einer Strömungsspitze mehrere große Fische beobachten. Nach einem erneuten Aufbruch trafen wir eine der anderen Gruppen und tauschten mit ihnen die Boote. Danach fuhren wir an die Stelle wo sich Rio Inirida und Rio Atabapo vereinen und mit dem Rio Orinoco den Strom Rio Guiana bilden. Der Farbwechsel von Schwarz- und Weißwasser bei dem Vermischen der Flüsse, sichtbar durch eine klare Linie, ist eine echte Augenpracht, allerdings auch schwer zu fotografieren. Da half uns einer der Guides mit einer Drohne aus.
Bei dem dortigen Zusammenfluss nahmen wir eine Mahlzeit in dem anliegenden Flussdorf ein. Highlight dortiger Lokalität war neben dem wohlschmeckenden Fisch der hauseigene Gelbkopfamazone. Er ließ sich von einem unserer Papageikenner auf den Arm nehmen und aß mit uns eine Portion Reis auf seinem eigenen Teller. Danach ging es zurück nach Puerto Inirida, dort konnte man mit WLAN und einem kühlen Getränk seine ersten Eindrücke mit den Liebsten teilen.
Tag 5:
Nach der ersten Nacht im Hotel in Puerto Inirida ging es um 08:00 Uhr per Jeep an zwei wunderschöne Biotope. Diese dienen aufgrund ihrer Lage und traumhaften Beschaffenheit der Bevölkerung an den Wochenenden auch als Badeplätze. Jedoch konnten hier auch zahlreiche Aquarienfische und die ersten Corydoras gefangen werden, welche sich dort zu Tausenden tummeln. Quasi eine riesige Badewanne als Aquarium. Nach dem Mittagessen besuchten wir insgesamt drei Fischexporteure rund um Inirida. Hierbei ließ sich feststellen, dass es keinen einheitlichen Standard zum Haltern von Zierfischen gibt, wir aber bei zwei von dreien positiv überrascht waren.
Auf dem schönen Anwesen des zweiten Exporteurs ließ sich neben einer toll gepflegten Gartenanlage auch eine Tolle Becken-/Teichanlage beobachten, welche wir mit den Tieren gezeigt bekamen. In diesem Anwesen fühlten sich nicht nur wir, sondern auch ein Paar Webervögel und ein Paar Toucane wohl. Sie waren die Ersten, welche wir zu Gesicht bekamen. Am Abend stärkten wir uns an der gut gefüllten Hotelbar und nahmen eine kalte Dusche, bevor wir am nächsten Morgen für 5 Tage in den Dschungel geführt werden würden.
Tag 6:
Aufbruch in den Dschungel. Um 07:00 Uhr gab es Frühstück mit einer Kartoffel-Ei-Koriandersuppe, danach wurden die Sachen für die 5 Tage Dschungel in zwei Rucksäcke gepackt. Um 09:00 Uhr fuhren wir vom Hafen Puerto Inirida mit Schnellbooten nach Mavicure. Wir hatten das vor uns befindliche Boot mit unseren anderen Gruppenmitgliedern gerade überholt, da hielt unser Guide inmitten des Flusses an und zeigte uns einen Riesenotter. Wir begleiteten seinen Weg bis zum Ufer und setzten unsere Fahrt fort. Als wir uns Mavicure näherten, sahen wir schon die riesigen Gesteinmonolite, die dich über den Regenwald erhoben, und die Vorfreude stieg.
Als wir am Strand des Camps ankamen, konnte niemand mehr seinen Mund vor Erstaunen schließen. Diese Größe und diese Massivität der schwarzen, glattwandigen, steilaufragenden Felsen mit punktueller Begrünung und den fliesenden Rinnsalen des letzten Regens an ihren Seiten, trieb mir eine ehrfürchtige Träne ins Auge. Ich konnte mir wahrhaft vorstellen, dass dies ein heiliger Ort für die Indios sein muss, da der umgebende Regenwald ansonsten für eine Ewigkeit weiter ebenerdig bleibt. Das Camp an sich ist eine sehr gepflegte Anlage und seit wenigen Tagen war das Gebiet auch offiziell zu einem Nationalpark erklärt worden. Die Gruppe, die wir dort ablösten, zeigte uns stolz ihre letzten Fänge und beriet uns, auf welche Highlights wir gespannt sein dürfen.
Immer noch platt von diesen gewaltigen Eindrücken, kann ich nicht glauben, dass ich mich in einem florierenden Regenwald befinde!
Tag 7:
Nach einer gestrigen Nachtfischaktion am nebengelegenen Bach brachen wir um 06:30 Uhr zum Besteigen des Mavicure auf. Der Blick von hier oben ist atemberaubend, auch wenn er lange wolkenverhangen war. Auf der Spitze des Berges erzählte uns der älteste Indioführer die sagenhafte Geschichte zu den Bergen. Wir erfuhren, dass der größte Berg der Berg des Condors, der zweitgrößte Berg der Berg der Affen und unser Berg - der kleinste der Dreien - der Mavicure ist. Von diesem aus wurde der große Condor von einem altertümlichen König abgeschossen und formte beim Auftreffen in den Dschungel eine große Lagune. Nachdem wir die Aussicht genossen und ein paar Fotos gemacht hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg, bevor die Sonne zu hoch am Himmel aufstieg. Zu unserer Überraschung wartete am Fuß des Berges eine Box mit kühlem Bier auf uns. Im Camp zurück versuchten wir, uns mit Handangeln den Künsten der Indios zu messen. Danach unternahmen wir wieder einen Ausflug an den zweitschönsten Canyo bisher. Hier war ich unter einem Geäst von einem Schwarm Roten Neons umgeben und vielen weiteren Fischen und musste mich nur still umsehen, was einen Anblick wie in einem Aquarium bot.
Auf dem Rückweg sah ich noch einmal den Flussdelfin - oder wie die Indios sagen: Toninas.
Tag 8:
Heute wurde uns zum Frühstück eine Fischsuppe serviert. Unser weiblicher Guide erzählte uns, dass es ein typisches Gericht zum Frühstück der Indios ist, sie sagte noch etwas darüber, dass sie etwas pikant sein kann. Ich fing an sie mit etwas Maniokpulver zu essen und freue mich, dass ich auch ein Stück Babykarotte in der Suppe hatte. Als ich auf die “Karotte” biss, war mir klar, dass dies keine Karotte, sondern eine sehr scharfe Chilli war. Dank dem restlichen Frühstück ließ es sich unter kurzen Tränen gut aushalten.
Nachdem wir unser Gepäck gepackt hatten, fuhren wir nach Santa Rosa. Santa Rosa liegt an einem der größten Zuflüsse des Rio Inirida und ist ein kleines Indiodorf. Es ist aufgrund seiner Lage und der Artenvielfalt besonders für Vögel ein El Dorado. Allerdings steigen auch die Temperaturen spürbar an. Als ich einen kurzen Abstecher auf die Toilette machen wolle, sah mich eine Baumnatter an, die dort auf dem Porzellan ruhte und mein Bedarf die Örtlichkeit aufzusuchen verschob sich um einige Stunden. Für eine Ablenkung sorgte eine kleine, geführte Gartentour mit allen vorstellbaren, tropischen Früchten: Mango, Mini-Bananen, Kakao, Guaiave, Ananas, Zuckerrohr, Acai, drei verschiedene Limetten und Limonen, usw. Neu für mich war, dass die Mimose eine stark schmerzlindernde Pflanze ist. Nach einem reichhaltigen Mittagessen führten uns die Guides an den Canyo in Santa Rosa. Hier waren die Fische wesentlich größer, farbintensiver und zutraulicher als bisher, die Salmler knabberten sogar an unserer Haut. Wir vermuten, dass dies an den reicheren Nahrungsangebot liegt und den größeren Konkurrenzkampf darum. Hier sind deshalb auch tolle Aufnahmen enstanden. Zurück im Camp verbrachten wir noch etwas Zeit mit den beiden dorfeigenen Aras und den zwei Capuzineraffen und bestaunten den Sonnenuntergang um uns herum. Der einzige Nachteil an dieser Lokalität sind eine Art 1 mm große Stechmücken, die bei jedem Stich eine juckende Blutblase hinterlassen. Diese waren auch an den anderen Camps vorhanden, allerdings fraßen sie einen hier regelrecht auf. Nach dem Abendessen gegen 19:30 Uhr fuhren wir zu einer nächtlichen Fangaktion raus. Diese war recht erfolgreich, da sich unter den gefangenen Fischen ein Altum und ein seltener Cichlide befanden. Wir konnten auch einen Kaiman aus 50m ausfindig machen. Dieser tauchte allerdings bei Annäherung ab und verschwand.
Tag 9:
Heute wurden wir von Vogelzwitschern, Hahnengekreische und dem langsam startenden Dorfleben geweckt. In den nahegelegenen Bäumen frühstückten Blauschnabeltoucane an den Acaipalmen mit uns. An diesem Tag wurde auch wieder Maniok zubereitet. Wir ließen uns den Prozess erklären und erfuhren so auch den Grund, warum das Rösten über dem Feuer einen stinkekäseartigen Geruch freisetzt. Die Maniokwurzel enthält Blausäure, die durch Einweichen, Pressen und Rösten über dem Feuer unschädlich gemacht wird. Daür war der in Maniokpulver panierte Piranha der beste Fisch, den ich je gegessen habe!
Wir brachen ein letztes Mal zu einem Canyo rund um den Inirida auf und konnten nochmals eine schöne Stelle finden. Hier probierte ich mich auch an der Reiserute und konnte einen Süßwasserbaracuda fangen.
Angekommen im Hotel beantworteten wir die Reaktionen unserer Liebsten und erkundeten Puerto Inirida auf eigene Faust. Wir probierten einen kolumbianischen Rum mit Cola und Limettensaft, einen Kolumbia-Libre sozusagen. Nach zweimaligen Duschen gingen die meisten früh ins Bett, da der Dschungel für manche doch an den Kräften zerrte.
Tag 10:
Nach der wärmsten Nacht bisher verschafften wir uns in Inirida nochmals eine Abkühlung in den beiden Stellen des Canyo Bonita. Da wir die Stellen bereits kannten, konnten wir uns etwas in der umliegenden Umgebung umsehen. Wir hörten von Weitem eine Gruppe Affen brüllen, konnten ihren Paltz aber nicht ausmachen. Stattdessen konnte ich an unserem Lagerplatz eine kleine Mantide ausfindig machen, die eifrig ihr Mittagessen fing und die Fliege sichtlich genoss. Zurück im Hotel Toninas gönnte ich mir zwei kühle Mangoshakes, diese bestehen aus 50% gefrorener Mango und 50% Eis. Für den letzten Ausflug in Inirida wanderten wir zu einem nahegelegenen See. Dieser war aufgrund der Trockenzeit auf Niedrigstand und dennoch enorm. Die Ränder waren mit Gras gesäumt und eine Art Ibis durchstreiften die Flachwasser nach Essbarem. Weiße Reiher standen am Ufer und warteten auf Beute. Bei diesem Anblick könnte man vermuten, sich in Afrika zu befinden, auch die Luftfeuchtigkeit und die Wärme passten dazu. Schweißgebadet liefen wir zum Hotel zurück.
Dort wartete eine Überraschung auf uns. Um 19:00 Uhr besuchten wir ein Indiodorf. Der Weg dahin war selbst mit den Jeeps abenteuerlich. Sie begrüßten uns herzlich, tanzten, erzählten etwas zu ihrer Geschichte und servierten uns Fisch, Fischsuppe und Manjokfladen. Danach gab es zur Überraschung Pizza. Als wir einen der Karton öffneten, sprang eine Cucalaratscha heraus - egal, wir ließen es uns schmecken. Versammelt in gemeinsamer Runde bedankten wir uns für eine erfolgreiche Expedition und bekamen von unseren Gruppenführern Urkunden überreicht. Nach erneuten 10 Minuten Huggelpiste stießen alle drei Gruppen mit kühlem Bier auf die Expedition an, bevor es am nächsten Tag Richtung Bogota zurück und dann zum Rio Claro gehen sollte. An unserem Tisch gab es zusätzlich einen sehr guten vanilligen Rum mit Cola zu verkosten.
Tag 11:
Es hat auch sein Flair, ohne Zeitdruck seinen Kaffee trinken zu können. Nach einem eigenständigen Schlendern durch Inirida ging es ans Kofferpacken und an den Flughafen. Dort bewies Mauricio- der Hotel Besitzer und Tour-Organisator, abermals sein Talent der Voraussicht und spendierte uns an der langen Sicherheitskontrolle eisgekühlte Biere.
Nachdem wir wieder wegen Überladung zwei Mitglieder zurücklassen mussten, landeten wir - begleitet von meinem ersten tropischen Platzregen - in Bogotá. In Bogotá herrschten im Gegensatz zu Inirida nur kühle 17°C. Es hieß für alle früh ins Bett zu gehen, da es am nächsten Morgen um 03:00 Uhr für fünf Stunden per Bus Richtung Medellin gehen sollte.
Tag 12:
Um 03:00 Uhr starteten wir in einem bequemen Mercedes Bus Richtung Rio Claro. Die Straße zwischen Bogotá und Medellin ähnelt den großen Passstraßen zwischen Österreich und Italien. Da Bogotá auf rund 2460m Höhe liegt, ging die Straße lange Zeit viel bergab, was den Bremsen der Fahrzeuge viel abverlangte. Die Fahrt dauerte 5:30h und als wir angekommen waren, regnete es. Es ist ja auch ein Regenwald. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Zielen, wo niedriger Regenwald aufgrund der kargeren Böden vorfanden, befinden wir uns hier im eigentlichen Hotspot der Erde, dem feucht Regenwald. Die Schilder, die auf dem Hinweg vor den Straßen überquerenden Ameisenbären, Schlangen und Kaimanen warnten, bestätigten dies.
Hier im Becken des Rio Magdalena herrscht einer der höchsten Flora- und Faunadichten weltweit und es sieht so aus, wie man es aus Film und Fernsehen kennt. Überall grünt, blüht und rankt es und man kann kaum die Kronen der Bäume sehen, auch findet man überall seine Zimmerpflanzen wie Unkraut wachsen. Apropos Film und Fernsehen, zwei Abstriche mussten wir machen. Aufgrund des Dauerregens seit dem gestrigen Mittag, ist der Rio Claro sprunghaft über einen Meter angestiegen. Er ist jetzt der Rio non Claro. Das Besitzerpärchen, welches das Reservat aufgebaut hatte und nun bereut, erklärte uns, dass dies nur alle paar Jahre vorkäme und der Rio übermorgen wieder klar sein sollte. Der zweite Abstrich war, dass hier im Camp des Reservates ein größeres Produktionsteam für Netflix untergebracht war. Es drehte eine Reality-Serie, deshalb waren im Moment nicht alle Bereiche des Reservates zugänglich. Sie sagten aber, sie würden sie uns gezielt an schöne Orte führen. Erst einmal angekommen lagen wir auf den Betten und genossen den Ausblick auf Fluss und der Regenwaldwand direkt vor unserem Balkon. Alles wächst hier gigantisch, oberkörpergroße Blätter sind keine Seltenheit. Wer Lust hat, kann hier auch Rafting, Seilrutschen und Höhlenschwimmen machen. Ich musste leider passen, da mir zu ersten Mal der Magen ernsthaft Probleme machte. Mit einer raschen Medikamentierung ging es mir schnell wieder besser. Dafür konnte ich eine Fotosafari machen und entdeckte endlich Pfeilgiftfrösche in drei Entwicklungsstadien: Kaulquappen, Jungfrösche und Heranwachsende. Damit habe ich meinen größten Wunsch für den Rio Claro bereits am Ankunftstag rund um das Zimmer erfüllt. Danach ruhte ich mich auf dem Bett aus und lauschte den Tönen des Dschungels.
Tag 13:
Geweckt von einem Platzregen um 06:30 Uhr fühlte ich mich heute wieder fitter. Die Vogelenthusiasten brachen heute schon gegen 06:00 Uhr zum Beobachten auf. Sie taten mir etwas leid. Den restlichen Tag verbrachte ich mit Fotosafari zusammen mit Dr. Wolfgang Staeck, es kamen Fotos von Vögeln, Schlangen, Vogelspinne, Kolibri und Affen etc. hinzu. Wolfgang brachte mir mit seinen 83-jährigem Biologenwissen einige Dinge bei. Man kann hier wirklich jeden Meter etwas anderes entdecken und morgen sollte das Wasser des Rio Claro wieder klar und beschnorchelbar sein.
Zum Tagesabschluss wanderten wir zum Ausgang der durchlaufbaren Höhle des Reservates. Hier beobachteten wir, wie die Ölvögel, die diese Höhle bewohnen und einen furchtbaren Krach, einen wirklichen unheimlichen Höllenlärm, machen, den Höhlenausgang für die Nacht verließen.
Tag 14:
Durch Platzregen in der Nacht und heute früh war der Rio wieder non Claro. Schnorcheln hatte sich damit also erledigt, zumindest fast. Ich wollte jedoch nicht aufgeben und machte mich auf den Weg, um in einem Seitenarm oder Zufluss Fische zu fangen und zu dokumentieren, sodass ich etwas vom Rio Claro gesehen habe. Zuerst musste ich allerdings noch den blauen Monarchfalter fotografieren, der sich vor unserem Balkon niedergelassen hatte. Am nächstgelegenen größeren Zufluss stellte sich heraus, dass dieser etwas flussaufwärts Pools besaß, die wie der Claro zu Normalzeiten beschaffen sind. So konnte ich nach kurzem Fische fangen, bei dem mir ein Salmler ins Netz ging, auch noch eine wunderschöne Unterwasser-Biotopaufnahme machen. Diese wurde, nach der des Atabapo, die Schönste der Expedition. Mit diesem schönen Abschluss und dem Erlebten kann ich zufrieden die Heimreise antreten.
Tag 15:
Man soll ja aufhören, wenn es am Schönsten ist, so war auch heute der Rio wieder claro.
Es ist wie in einem guten Film, ich kann und konnte jeden Tag nicht glauben, im kolumbianischen Regenwald aufzuwachen. Ich habe richtig das Gefühl, dass ich hiermit etwas richtig mache, dass ich lebe. Das habe ich die letzten Jahre beruflich oder im Alltag wenig gespürt. Ich freue mich aber auch wieder auf Zuhause!