Lissabon

Ein Auf und Ab durch kleine steile Gassen

Tag 1:
Mit glühendem Sonnenuntergang hebt der Flieger kurz vor acht in den westlichen Teil Europas ab, immer der schwindenden Sonne entgegen. Auf nach Lissabon! Zur Bahnfahrt muss ich gar nichts sagen, von Busausfall und Personen auf Gleisen war wieder alles dabei. Was würde ich wohl erst machen, wenn der Flughafen nicht direkt vor der Haustür wäre? Dafür ging es in Lissabon umso schneller.

Für unseren viertägigen Trip hatten Franz-Josef und ich nur jeweils einen Rucksack dabei. In der Ankunftshalle angekommen, saßen wir auch schon in unserem Fahrzeug in Richtung Hotel. Franz-Josef hatte sich nicht lumpen lassen und eines der besten Häuser, einen 4-Sterne-Schuppen, herausgesucht. Eine bescheidene Abstiege also. Im Zimmer angekommen, legten wir schnell unsere Sachen ab und genossen von der Dachterrasse aus den Blick auf die nächtliche Innenstadt. So aßen wir gegen Mitternacht schon die ersten verdammt guten „Pastel de Nata“.

Tag 2:
Nachdem der Tag gestern sehr spät endete, nahmen wir dementsprechend das äußerst reichhaltige Frühstück etwas später ein. Anschließend machten wir uns auf, die zuvor gebuchte Lisboa-Card einzulösen. Dies gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet, da alle kleineren Verkaufsstellen aus unbekannten Gründen geschlossen waren. So schlugen wir uns über die Via Augusta bis zum Hafen durch und lösten unser Ticket. Ab sofort konnten wir uns mit jeglichem Verkehrsmittel bewegen und jede Attraktion unsicher machen.

Natürlich musste zuerst der „Aufzug de Santa Justa“ genommen werden, um die in strahlenden Sonnenschein getauchten Häuser der Stadt bewundern zu können. Von diesem Fotopunkt ließ sich auch das nächste Ziel, das „Castelo de São Jorge“, ins Auge fassen. Doch bevor wir dies in Angriff nahmen, genossen wir bei einem Aperitif und Live-Musik das Gefühl von Sommer und mediterraner Leichtigkeit auf dem „Plaza do Carmo“, vor gleichnamiger Ruine.

Auf dem Weg zum Castelo stießen wir auf einen der markanten Schienenwagen. Die Linie 28 ist hier wohl die am schwersten ausgelastete. Dieser Wagen war jedoch nicht gerappelt voll, und so nahmen wir den Umweg über diese Verbindung Richtung Prazeres. Ein Einheimischer gab uns den Tipp, dem nicht weit entfernten „Mercado de Campo de Ourique“ einen Besuch abzustatten, eine der bekannten Lissaboner Markthallen. Diese Markthallen sind morgens für ihren Fisch- und Obstmarkt und abends für ihre offenen Restaurants bekannt. Hier lässt es sich meist günstiger als anderswo gut essen.

Auf dem Rückweg gelangten wir nun endlich an die „Sé de Lisboa“, die schon im Abendlicht getaucht die letzte Etappe vor dem Tagesziel, dem Castelo, darstellte. Diese markante Kathedrale hatte bereits, auch ohne ihre Berühmtheit, unser Interesse vom Aufzug aus geweckt. F.-J. entschied sich beim Besteigen des Berges auf der Aussichts-Terrasse „Miradouro de Sta. Luzia“ zu verweilen, da die Linie 28 kurz vor Sonnenuntergang natürlich überfüllt war, und mich weiter auf das Castelo zu schicken. Die Terrasse ist ein beliebter Treffpunkt am Abend, besonders für junge Leute und all jene, die den besten Blick über den abendlichen Tejo erhaschen wollen. Was soll ich sagen, der Blick ist einfach fantastisch!

Als ich schließlich im Castelo ankam, konnte ich das Himmelsleuchten bewundern. Dank unseres Lisboa-Tickets ist dieses Ziel auch am Abend lohnenswert, da der reguläre Eintritt 15€ betragen würde. Sichtlich geschafft vom langen Tag, kamen wir beim Abstieg an der Taverna „Alpendre“ vorbei. Der kleine Eingang des Lokals in einem Haus am Hang gelegen, mit etwas Meeresfrüchten in der Auslage, überzeugte sofort. Zusammen mit den Einheimischen, die sich in dem Lokal befanden, ist das immer ein gutes Indiz. Die Preise waren zudem mehr als fair, und so aß ich als Vorspeise Oliven und eine „Sopa di Alentejo“. Für gerade mal 19€ gab es einen Meeresfrüchtesud mit Reis, der mit Spatel, Zange und Schöpfkelle serviert wurde. Diese waren nötig, da im Sud Krabbenklauen, Gambas, Miesmuscheln, Jakobsmuscheln und kleinere Garnelen schwammen. Dazu gab es noch einen Salat.

Vollgefuttert und weil nicht einmal mehr ein Nachtisch, also nada Pastel de Nata, passte, machten wir uns zu Fuß durch die nächtliche Innenstadt und fielen prompt in unsere Betten.

Tag 3:
Der Tag startete für uns beide mit einem Boxenstopp: Für mich in Form von vier Tellern am Frühstücksbuffet und für F.-J. in einem Schuhgeschäft, da er doch etwas zu kleine Schuhe für so eine laufintensive Stadt mitgebracht hatte. Der Vorteil durch den Kauf war, dass wir direkt am „Plaza de Restauradores“ waren. Dort stolperten wir in der Nebengasse über das „Casa do Alentejo“, ein Handelshaus im orientalischen Stil, das vollständig mit den typischen portugiesischen/lissabonischen Kacheln ausgeschmückt war. Ein Highlight war nicht nur das Haus selbst, sondern auch die angrenzende Taverne. Hier ist nicht nur die Innenausstattung in der Zeit stehen geblieben, sondern auch die Preise: Ein Espresso, Cappuccino und 1,5 Liter Wasser kosteten zusammen gerade mal 3,80€.

So gestärkt machten wir uns auf zum Nebenhügel des Castellos. Angekommen am „Miradouro Sophia“, gelegen vor der Kirche „Igreja da Graça“ auf der Anhöhe hinter dem Castelo, hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die sonnengeküsste Stadt. Eine Gitarrenspielerin zupfte mit sanfter Stimme ein paar südeuropäische Balladen und tauchte den Ausblick von der Terrasse in eine wahre Filmkulisse. Dort im kühlen Schatten erholt, fanden wir heraus, dass sich ein weiteres Ziel auf unserer Liste genau hinter uns in der genannten Kirche befand. Hier sind die Innenräume mit Bildfresken aus bunten Kacheln geschmückt und originalgetreu restauriert worden. Nebenbei kann man für die 4€ Eintritt, mit Lisboa Card, auf das Dach und bekommt dabei noch ein Getränk seiner Wahl serviert. Der Blick von dort ist nochmals exklusiver.

Da wir am Vortag nicht über das Castelo hinauskamen, machten wir nun endlich zu Fuß einen Abstecher nach Alfama. Alfama ist ein weiterer historischer Stadtkern Lissabons und die andere Endhaltestelle der berühmten Linie 28. In Alfama besuchten wir den Garten der Kirche mit den hundert Spitzen „Palácio de São Vicente“. Dieser ist mit seinen hohen weißen Wänden und dem darin befindlichen Wasserbecken ein angenehmes, kühles Fleckchen.

Am Rande des Tejo führte uns die Promenade wieder in die Innenstadt und anschließend auf den Aussichtspunkt zurück, da wir nochmals in den Abendstunden und bei Gitarrenzupfen den Ausblick bewundern wollten. Nachdem die Sonne verschwunden war, war unser Ziel eines der Restaurants der Via Augusta. Soweit kamen wir aber nicht, denn das „Farol de Santa Luzia“ bezauberte mit seiner am Hang gelegenen Aufmachung und der entsprechenden Speisekarte. Wieder einmal viel zu gut gegessen, kugelten sich unsere runden Bäuche mit einem leichten Sonnenbrand ins Bett.

Und die Moral der Geschicht? Vergesst das Eincremen nicht!

Tag 4:
Mit dem Bus nach Belém: Dafür setzten wir uns in die Metro bis zur Haltestelle an der Uferpromenade. Direkt vor der Tür fährt die 728 bis vor die Tore Beléms. Alternativ kann auch die Straßenbahn E15 gewählt werden, die noch direkter fährt. Am Kloster „Dos Jerónimos“ angekommen, erwartete uns eine ewig lange Schlange. Hier empfiehlt es sich, in den frühen Vormittagsstunden oder in den späteren Nachmittagsstunden vorbeizukommen. Nach guten 40 Minuten waren wir schließlich im Inneren.

Das Kloster ist innen wie außen eine Augenpracht, mit zahlreichen Verzierungen, Säulen und Türmchen in und um die Kreuzgänge herum. Der Anblick macht die zuvor erduldete Warterei definitiv wieder wett. Das Innere ist dank des Gesteins und der vielen bunten Kacheln angenehm kühl. Nicht unweit des Klosters befindet sich der botanische Garten von Belém, der nur wenige Euros Eintritt kostet und nach der Hitze der steinigen Uferpromenade eine willkommene Abkühlung bietet.

An der Promenade unterhalb des Klosters sitzt das neumoderne Wahrzeichen Beléms, das die Gründungs- und Seefahrerväter darstellt und ehrt. Im Hintergrund befindet sich die markante rote Stahlbrücke, die stark an LA erinnert. Dazu thront auf der anderen Uferseite die Nachahmung der Jesusstatue aus Rio de Janeiro. Weitere Fußminuten am Ufer Richtung Meer können wir das „Torre de Belém“ bewundern, eine kleine Zoll- und Kontrollburg in den Gewässern des brackigen Tejo. Diese bildet nicht nur dem Namen nach die Einfahrt nach Lissabon und damit nach Portugal, sondern ist auch die symbolische Darstellung der Verbindung des Tejo zum Meer und somit für die Portugiesen das Tor zur Welt.

Wir verbrachten hier jedoch nicht lange, da unser weiteres Ziel Cascais war. Auch hier kommt man abermals mit der Lisboa Card kostenlos hin, was den Wert des Tickets bestimmt schon verdreifacht hat. Da unser eigentliches Ziel, die „Boca do Inferno“, vom Bahnhof noch 25 Minuten zu Fuß gewesen wäre und die Zeit bereits vorangeschritten war, begaben wir uns in die erste Bucht der Innenstadt, um etwas Schatten zu finden und doch noch ein wenig baden zu können.

Sonnenverwöhnt fuhren wir auf dem Rückweg mit der Metro zu einer Station, an der wir noch nicht waren. Dort suchten wir ein Restaurant, das uns zusagte, und landeten an einem beleuchteten und belebten kleinen Park, wo wir in eine hippe Pizzeria einkehren konnten. Das Aussehen der Pizzeria täuschte nicht, und so genoss ich nach einem Jahr Pause die beste Pizza nach Neapel. Vielleicht schmecken die Pizzen bei Wärme und südländischer Leichtigkeit auch einfach besser?

Zum Abschluss des Kurztrips stießen wir bei einem Cocktail auf die Erlebnisse an, bevor morgen früh der Flieger wieder Richtung Frankfurt abhebt.

Tipps für Lissabon

  1. Zu Fuß Erkunden: Lissabon eignet sich hervorragend für Erkundungen zu Fuß. Die schmalen und steilen Gässchen der Stadt laden dazu ein, entdeckt zu werden, und es gibt immer wieder neue, beeindruckende Ausblicke.

  2. Frühstück: Ein gutes Frühstück ist wichtig! Die Cafés bieten oft köstliche Optionen, die dir die Energie geben, um die Stadt zu erkunden. Du wirst es später zu schätzen wissen.

  3. Die charmante Historie: Lissabon mag nicht mit modernem Prunk prahlen, aber genau das macht ihren Charme aus. Die Stadt hat eine wunderschöne historische Architektur, die stilvoll erhalten geblieben ist. Es ist eine Stadt voller Geschichte und Charakter.

  4. Fassaden: Während die Innenstadt charmant und traditionell bleibt, findet man moderne Glasfassaden am Stadtrand. Dies zeigt den Kontrast zwischen der historischen und modernen Entwicklung der Stadt.

  5. Historische Straßenbahnen: Die Straßenbahnen aus den 1920ern sind ein absolutes Highlight! Sie sind originalgetreu erhalten, verfügen jedoch über moderne Fahrkartenkontrollgeräte, die das Reisen erleichtern. Ein schöner Mix aus Tradition und Moderne.

  6. Eigenheiten der Verkehrsmittel: Jedes Land hat seine eigenen Eigenheiten, die man schätzen lernt. Der Unterschied zwischen den Verkehrssystemen kann nach einer Reise interessant sein, und es ist oft ein Teil des Reiseerlebnisses.

  7. Vorfreude auf weitere Reisen: Lissabon war vielleicht nicht ursprünglich im Fokus, aber es ist immer spannend, neue Reiseziele zu entdecken. Freue dich auf deine nächste Südeuropatour – es gibt so viele großartige Orte zu erkunden!

Wenn du noch mehr Details oder Empfehlungen brauchst, lass es mich wissen!