Rom 2024

Im Dreieck um das Mittelmeer. Der Geschichte erster Teil.

Tag 1 in Rom:

Das ist angenehmer Stress. Nachdem ich spät in der Nacht von einem Rammstein-Konzert in Dresden zurückgekommen war, trafen wir uns heute Morgen um 09:00 Uhr am Flughafen. Der Flieger hob ab, und schon war ich wieder in Bella Italia! Es ging los: in den Expresszug nach Termini steigen, Tickets abholen, ins Zimmer einchecken und um 18:00 Uhr vor dem Kolosseum stehen. Zumindest war das der Plan – doch es kam etwas anders.

Zuerst mussten wir uns im Gedränge der U-Bahn gegen eine Taschendiebin wehren. Das sollte uns wohl daran erinnern, dass man im Urlaub nicht jegliche Vorsicht vergessen darf. Glücklicherweise blieben wir unversehrt. Doch dann streikte unser Zug – und ausgerechnet diese Verbindung war die einzige nach Prima Porta, wo unsere Unterkunft direkt neben der Casa di Livia liegt. Es sah so aus, als würden wir unsere Einlasszeit verpassen.

Aber ohne ersichtlichen Grund machte die Bahn ihr Versäumnis wieder gut und brachte uns kurz nach 18:00 Uhr an den Fuß des Lieblingssteinkreises der Italiener. Dank der vorab gebuchten Tickets kamen wir eine Stunde vor Schließung ohne Wartezeit hinein. Und ja, das Stadion mit seinen 70.000 Plätzen muss damals wirklich alle Dimensionen gesprengt haben. Stellt man sich vor, es wäre mit seinen vier Rängen voll besetzt, mit Marmor verkleidet und Sonnensegel auf dem Dach gespannt – es würde selbst heute noch Maßstäbe setzen und trägt den Titel „Weltwunder“ völlig zu Recht.

Bei einem Aperol, in der untergehenden Sonne und umgeben von antiken Stätten, beschleicht mich ein vertrautes Gefühl. Es kommt mir fast so vor, als würde ich diesen Ort schon kennen. Wahrscheinlich habe ich als Kind einfach Unmengen an Büchern über Ägypter und Römer verschlungen. Aber wie sagt man so schön? Alle Wege führen nach Rom. Wie oft denkst du an das Römische Reich?

Tag 2 in Rom:

Nach einem selbstgemachten Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Forum Romanum. Wir stiegen an der Station Flaminio aus und liefen über den Piazza del Popolo und die Via del Corso in Richtung des historischen Stadtkerns. Bereits auf dem Piazza del Popolo konnte ich den roten Obelisken nicht übersehen. Augustus hatte ihn einst aus Heliopolis nach Rom bringen lassen. Den markanten roten Granit aus Assuan erkannte ich sofort und erinnerte mich gerne an meine Ägyptenreise. Auf dem Platz befindet sich auch das Museum Leonardo da Vinci. Aber hier in Rom stößt man sowieso alle zehn Meter auf eine historische Stätte – da verzeiht man mir hoffentlich, wenn ich nicht alles zusammenbekomme.

Die Kombination aus historischer Metropole, Sitz der Weltreligion, Modezentrum und Hauptstadt ist eine wahre Reizüberflutung. Zudem war Pfingstwochenende, was den Trubel in der Stadt sicherlich nicht minderte. Wenn ich hier leben würde, käme ich wohl aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Angekommen, verschafften wir uns von der Empore des Forums aus einen beeindruckenden Überblick über das alte Rom. Nach dem Abstieg wurde es Zeit für einen Kaffee, den wir mit Gebäck in Enzios Bar nahe dem Fontana delle Tartarughe genossen. Dieses kleine, untouristische Café in alter italienischer Manier wird noch von Nonna selbst bedient. Mit dieser Stärkung machten wir uns wieder auf, um noch tiefer ins alte Rom einzutauchen.

Und das taten wir buchstäblich, denn wir verloren auf dem geschichtsträchtigen Forum Romanum völlig das Zeitgefühl. Um 16:30 Uhr hätten wir eigentlich in den Vatikanischen Museen sein sollen, aber wir kamen eine volle Stunde zu spät. Doch nachdem wir dem Einlasspersonal unsere Geschichte erzählt hatten, drückte der Herr ein Auge zu. „Zuspätkommer“ sind in Rom wohl keine Seltenheit, und angesichts der Warteschlange war keine weitere Verzögerung möglich. Beim Betrachten der Exponate und dem Ausblick vom Dach auf den Petersdom führten wir interessante Gespräche über Kirche und Welt. In diesem Moment vergaß man leicht, dass man sich in einem eigenen Staat befand, umgeben von Artefakten der letzten Jahrhunderte. Die ausgestellten Steinsärge der ehemaligen Kirchendiener fanden jedoch nicht lange meine Aufmerksamkeit.

Da wir als „Planungsgenies“ ausgerechnet über Pfingsten nach Rom gereist waren, beschlossen wir, den Petersplatz doch schon bei Sonnenuntergang zu besuchen – sicherheitshalber, falls die Pfingstmessen am nächsten Tag den Zugang erschweren würden. Ein kleiner Tipp am Rande: Gerade im Vatikan und bei den Italienern sind kurze Hosen verpönt. Also besser eine angenehme italienische Stoffhose einpacken. Ich musste mir schnell noch eine besorgen. Mit Hemd, Stoffhose und Sonnenbrille ließ sich der Kaffee dann auch stilvoll am Stehtisch schlürfen. Sollten die Damen schulterfrei tragen, kann ein elegantes Stofftuch schnell Abhilfe schaffen. Nach diesem langen Tag setzten wir uns in ein Lokal auf dem Weg zum Zug und ließen den Abend entspannt ausklingen, bevor wir nach der Heimfahrt erschöpft die Augen schlossen.

Tag 3 in Rom:

In der Hoffnung, dass sich heute alles um den Petersplatz dreht, wollten wir einem Geheimtipp folgen: dem Campo Santo Teutonico, einer Grab- und Gedenkstätte für deutsche Kirchenführer, die eine enge Verbindung zum Vatikan pflegen. Um Einlass zu erhalten, baten wir die Schweizer Garde auf Deutsch darum – und tatsächlich, während auf dem Petersplatz die Messe stattfand, kamen wir ohne lange Sicherheitschecks an den Menschenmassen vorbei. Schon standen wir in der kleinen Begräbnisanlage links neben dem Petersdom, umgeben von Grün und fast ganz allein. Nur kurz hörten wir das Jubeln der Menge und zwei Kanonenschüsse.

Der Garten ist wöchentlich von 07:00 bis 13:00 Uhr geöffnet, außer mittwochs und samstags. Nachdem die Menge den Platz verlassen hatte, war der Weg in den Dom frei. Hier ist angemessene Kleidung Pflicht. Nach langem Anstehen betrat ich das Zentrum der Macht des katholischen Glaubens. Die Kirche ist gewaltig. Sie verfügt über zwei Hauptaltäre und zahlreiche Nebenaltäre in den „kleineren“ Seitenschiffen. Kein Winkel bleibt ungeschmückt, und überall liegt der Duft von Weihrauch in der Luft. Der Kontrast zwischen dem Prunk der Kirche und den Gläubigen, deren Lebensweise dieser Prunk widerspiegeln soll, könnte kaum größer sein. Dennoch muss man die meisterhafte Kunstfertigkeit, das Auge fürs Detail und die beeindruckende Bauweise loben.

Natürlich soll hier der heilige Petrus begraben sein, doch Beweise gibt es dafür keine. Sein Grab soll sich unter dem größten Altar, tief im Inneren der Kirche, befinden. Es liegt in der Krypta auf Höhe des alten Tempels von Kaiser Konstantin. Hier ruhen auch viele Päpste, meist in prachtvollen Marmorsärgen.

Unser eigentliches Ziel war jedoch die Spitze der Kuppel, die einen grandiosen Ausblick über Rom bietet. Es führt eine Treppe mit 640 Stufen hinauf. Der Eintritt kostet 8€, und für 2€ mehr kann man 320 dieser Stufen mit dem Aufzug überspringen. Der letzte Abschnitt ist allerdings steil und schräg, aber der Ausblick entschädigt selbst Höhenängstliche. Für diesen besonderen Moment hatte ich extra meine Spiegelreflexkamera mitgebracht.

Und weil es nicht pompöser geht: Auf dem Dach des Vatikans gibt es tatsächlich ein Café. Es gibt wohl keinen exklusiveren Ort für einen Kaffee. Das Beste daran: Nach italienischem Gesetz darf ein Espresso im Stehen nicht mehr als 1,30€ kosten, und auch der Vatikan hält sich daran. Unsere beiden Espressi kosteten zusammen nur 2,20€. Etwas weiter in Richtung Kuppel befindet sich sogar eine alte Toilettenanlage. Je nach persönlicher Einstellung zur Kirche kann man hier symbolisch seine Notdurft verrichten … oder ich lasse das einfach mal so stehen.

Zurück auf den Boden der Sterblichen führte uns der Weg zur Gelateria Del Monte, die laut Tripadvisor die beste Eisdiele in Rom sein soll. Tatsächlich war das Eis, das hier seit 1941 serviert wird, ausgezeichnet, und es wurde klassisch aus eingelassenen Eistöpfen in der Theke geschöpft. Von hier aus machten wir uns auf zur U-Bahn und fuhren zur Fontana di Trevi. Zunächst wollten wir jedoch im Museum Vicus Caprarius, das sich in den alten Katakomben und unterirdischen Wasserversorgungen befindet, etwas Abkühlung finden. Es ist beeindruckend, wie viele Trinkwasserbrunnen es in Rom gibt, die der Öffentlichkeit rund um die Uhr frisches Wasser in perfekter Qualität spenden. Gedanken um den Wasserhaushalt muss man sich hier wohl nicht machen.

Zum Abschluss des Tages unternahmen wir einen Abendspaziergang durch das mittlerweile regnerische Rom. Unser Weg führte uns an der Spanischen Treppe vorbei, über den Piazza del Popolo und entlang der angrenzenden Luxusstraßen in Richtung Flaminio.

Tag 4 in Rom:

Die Nacht war kurz, da ich mir anscheinend im Flugzeug etwas eingefangen hatte. Nach dem Frühstück und zwei Tabletten ging es mir einigermaßen besser – vorerst eine übliche Erkältung, dachte ich. Trotzdem machten wir uns auf den Weg in die Stadt, um die restlichen Sehenswürdigkeiten abzuarbeiten und ein paar Geheimtipps einer Freundin zu erkunden.

Unser erster Stopp war das Pantheon, gefolgt vom Piazza Navona. Das Pantheon ist das am besten erhaltene antike Gebäude der Stadt, wahrscheinlich weil es früh zur Kirche umfunktioniert wurde und so kaum verändert erhalten blieb. Es besitzt die größte ungestützte Betonkuppel der Antike, die mit dem Loch in der Mitte sehr markant ist. Auf dem Piazza Navona entdeckten wir einen der 13 ägyptischen Obelisken, die überall in Rom verteilt sind.

Danach musste ich den Tag leider unterbrechen, da ich heftige Kopfschmerzen und vermutlich Fieber bekam. Den restlichen Tag und die Nacht verbrachte ich schlafend, und am nächsten Morgen ging es mir – abgesehen von einer geschwollenen Nase – schon wieder deutlich besser. Der weiteren Reise stand also nichts mehr im Wege, und ich beschloss, die verpassten Sehenswürdigkeiten unbedingt nachholen zu wollen. Eine Motorradreise wäre dafür wohl eine gute Idee.

Ein kleiner Tipp am Rande: Die Roma Card lohnt sich nur bedingt. Das Nahverkehrsticket kostet 24€ für 7 Tage, was recht günstig ist. Allerdings müssen die einzelnen Attraktionen zusätzlich reserviert und die Tickets vor Ort abgeholt werden. Am besten fährt man also, wenn man die Tickets einzeln vorab online bucht und sich ein Nahverkehrsticket vor Ort holt. Um die Vorteile der Roma Card wirklich auszunutzen, sollte man mindestens 5 volle Tage in Rom verbringen. Außerdem ist der Schnellzug zum Flughafen nicht in der Karte enthalten – im Gegensatz zur Lisboa-Card ein klarer Nachteil.