Italien Neapel & Amalfi
Rucksackreise an der Küste
28.06 - 06.07.2023
Morgens aufstehen und mittags in Neapel, herrlich! Mit der besten Freundin per Bus ins Centrum und von dort eine halbe Stunde zur Unterkunft. An der Adresse angekommen können allerdings auch die Anwohner nicht sagen, ob dort eine Unterkunft ist. Nach einer weiteren Runde um den Block treffen wir endlich auf die Putzfrau, die uns tatsächlich die Tür zu dem Haus öffnet, vor dem wir zuvor bereits gestanden hatten. Durch diese eher zufällige Begegnung bekamen wir endlich unser “Zimmer”. Es handelte sich um eine Einzimmer-Erdgeschosseinliegerwohnung, die anscheinend nicht komplett legal ausgeschrieben war, da man nirgends den Namen “La Mansion Maisonette” fand, wie sie im Internet ausgeschrieben - sei es drum. Die Stunde bis zum Check-in um 15:00 Uhr überbrückten wir mit einer sprichwörtlich ausgezeichneten Pizza Margherita de Napoli! Die Trattoria de Toto hatte bereits mehrfach Preise gewonnen und die Margherita kostete nur 4,50€! Danach in der Stadt unterwegs, folgten gelöffeltes Gelato und weitere Gebäcke wie Pistaziencremetörtchen und salzige Haselnuss Tiraletta - ein Traum! Allerdings muss man sagen: Abseits des Hafens, der Hauptstraße und wenn es keine Kirche ist, ist Neapel zwar eine alte Stadt mit Charme, aber auch sehr heruntergekommen und dreckig. Und in den Läden findet sich oftmals günstigster Ramsch - dafür glichen die hilfsbereiten Menschen und das Essen dies wieder einigermaßen aus. Überraschenderweise sprechen die Italiener einen hier auch nicht aufdringlich an.
Nachdem wir am Porto die Galeria Umberto, die Haupt-Plaza und die Casa del Spalti besichtig hatten, saßen wir noch ein wenig am Hafenbecken und schauten auf den Vesuv. Ein geschichtsträchtiger, wenn auch nicht ganz so imposanter Vulkan. Am Abend durch die nächtlichen belebten Straßen mit Musik und Menschen in Richtung Pension, genehmigte ich mir noch eine Pizza Margherita und anschließend eine kühle Dusche.
Tag 2
Das Frühstück im nahegelegenen Café, besteht aus Cappuccino und etwas Süßem, nachdem in der Pension quasi keines zu finden war, außer etwas Zwieback mit Nutella und einen Kapselkaffee… Cappuccino trinkt man hier nur bis 12:00 Uhr und stellt mit etwas Gebäck ein typisches Frühstück dar. Auf dem Weg zum Bahnhof genehmigten wir uns gleich zweimal ein Frühstück. Auch interessant zu beobachten ist, dass die Kellner der zahlreichen Cafés die umliegenden Geschäfte mit Tabletts mit Espresso versorgen - so scheinen die kleinen Geschäfte sich keine eigene Maschine zulegen zu müssen und trinken trotzdem ausgezeichneten Café.
In den Straßen ist auch kaum zu übersehen, dass die blau-weiße Mannschaft des FC Napoli wohl gerade die dritte Meisterschaft geholt haben musste. Hierbei scheint Diego Maradona so etwas wie der Schutzpatron zu sein, da er wohl die ersten beiden Meisterschaften mit errungen haben muss. Denn sein Gesicht ist überall zu sehen und die Landesfarben Argentiniens passen farblich zu denen Neapels. Mehr als 1,5 Tage hätte ich persönlich für Neapel auch nicht gebraucht und so soll es jetzt weiter Richtung Amalfi gehen.
Eine komplette kleine Pizza auf die Hand - für 2€ - verkürzte das Warten auf die Weiterfahrt nach Pompei. Hier wollten wir nach Abgabe unserer Rucksäcke die Ausgrabungsstätte besichtigen und am Abend in der Altstadt übernachten. Die Fahrt kostete mit der Bahn gerade einmal 3€. Angekommen erfuhren wir, während wir auf den Check-in warteten, dass italienische 10 min auch gerne mal 60 min sein können. Ich nutzte die Zeit für eine kurze Siesta. Nachdem dies erledigt war, erkundeten wir Pompei - zuerst das Neue - dann das Alte. Ich dachte, das neue Pompei wäre eine notdürftig aufgebaute Stadt neben den Ruinen, aber weit gefehlt. Es ist eine wunderschöne Kleinstadt mit entspanntem Flair und so, wie ich mir eigentlich Neapel vorgestellt hatte. Meine Erwartungen hatten sich also umgekehrt bestätigt. Das alte Pompei ist für jeden Geschichtsinteressierten ein Muss. Die Grundmauern der Stadt sind super gut erhalten und es ist erstaunlich, welchen Lebensstandard die Menschen bereits vor 2000 Jahren besaßen, auch wenn in Pompei schon immer der Adel des Golfs von Neapel lebte. Natürlich wird dort immer noch ausgegraben und wir sahen vornehmlich Studentinnen, die in den Abendstunden die Stätte mit staubbeschmierten Klamotten verließen. In den Abendstunden aßen wir wieder ausgezeichnet in einer Trattoria und einer Pastaria und anschließend ließen wir uns durch das Pompei-Streetfestival treiben.
Tag 3
Italienisches Frühstück mit Cappuccino und Süßgebäck, danach mit der Bahn für 2,60€ p.P. nach Vietri su Mare, nach 30min am Berghang ausgestiegen, war das Feeling eines Küstenurlaubs perfekt. In den bunten Töpfergässchen, auf dem Weg zum Meer, versorgten wir uns mit Brot, Käse, Tomaten Oliven und Pfirsichen und aßen die lokalen Köstlichkeiten auf einer Bank am Meer. Um 15:15 Uhr fuhren wir mit dem Bus für 2,20€ eine Stunde nach Amalfi. Die Küstenstraße wäre selbst mit dem Motorrad nichts für schwache Nerven und so waren wir froh, die Strecke nicht selbst fahren zu müssen. Vorteil war auch, dass die Schaukelei einen kurzen Mittagsschlaf bescherte. In Amalfi war nur kurz Zeit für Sorbet in Limone und dann weiter in den Bus Richtung Unterkunft in den Bergen. Busfahrer brauchen hier echt Nerven wie Drahtseile. Wenden, Einparken auf dem Platz in Amalfi und dann das centimetergenaue Quetschen durch die Serpentinen der Passstraßen - eine einfache Erschwerniszulage reicht da nicht aus. Am Abend waren wir auf unserem Balkon mit Berg- und Küstenblick, es galt sich kurz zu erfrischen und in der Pizzeria nebenan die Pläne für die nächsten Tage zu schmieden.
Tag 4
Nach dem reichhaltigsten Frühstück bisher fuhren wir mit dem Bus wieder nach Amalfi, um die kleine Stadt zu besichtigen und ein paar Besorgungen zu erledigen. Espresso und kleine Köstlichkeiten mit einer Tüte frittierten Frutti di mare stellten das Mittagessen dar. Nachdem wir genug vom Treiben in den Straßen und am Hafen verweilt hatten, fuhren wir zum Fiordo di Furore - einer kleinen Bucht mit strahlend blauem Wasser, deren Meereszugang von einer römischen Brücke überdacht ist. Wir blieben bis die Schlucht in Schatten gehüllt war und fuhren mit dem Bus zurück. Leider mussten wir aus nächster Nähe erleben, was Serpentinen mit einem Mageninhalt anstellen können.
Da der Bus diesmal nicht komplett Agerola anfuhr, aßen wir in gehobener Küche im Unter-Ort von Agerola und liefen durch das nächtliche Dorf zu unserer Unterkunft.
Tag 5
Da uns das Baden von gestern noch ausreichte und Amalfi so schnell erkundet war, entschlossen wir, Sorrent zusätzlich in den Plan mit aufzunehmen. Also wieder nach Amalfi und mit dem Bus die Küstenstraße bis zur Spitze der Halbinsel. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einem Espresso-Stopp - das neue Wort um für 1,20€ mit Espresso auf Klo gehen zu können - kamen wir in der Küstenstadt an. Zu meiner Überraschung war sie die Schönste bisher, mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, mehreren Fußgängerzonen, guten Restaurants und Kunsthandwerkgeschäften. Die Catteloni di Sorentino konnten mich besonders überzeugen, auch das Fruchtgelato in einem der letzten Geschäfte der Fußgängerzone war herausragend. Ich wurde auch bei meinen neuen Sommershorts fündig und den passenden Gürtel in einem Ledergeschäft gab es auch dazu. Auf der Fahrt an der Küste entlang beschlossen wir, morgen Positano zu besichtigen. An diesem kamen wir nun schon zum zweiten Mal vorbei. Ein Abendspaziergang durch Agerola sollte den Abend abrunden.
Tag 6
Heute war das rege Treiben Positanos an der Reihe. Eigentlich ein schönes Fleckchen, aber die ganze Welt ist sich dies bewusst und so sammelt sich hier, auch den Yachten vor der Küste nach zu urteilen, nicht nur der einfache Urlauber. So war in den Straßen ein reges Treiben und anstatt kleiner Geschäfte waren Boutiquen an Restaurants mit Aussichtsplattformen gereiht. Diese Tatsache ließ den Charme des Städtchens etwas künstlich wirken. Auch die Preise waren mit 8,50€ für eine Margherita deutlich teurer, aber wir ließen sie uns vom Hang aus mit einem Ausblick auf Positano schmecken.
Ebenso gut gefüllt war der kleine öffentlich zugängliche Strandabschnitt - selbst in den letzten Nachmittagsstunden. Wir fanden einen halbschattigen Platz im schwarzen Sand, neben einem Deko-Boot eines Hotelstrandes. Allerdings war dann der Blick auf das rege Treiben zwischen den Häusern doch wieder sehr ansehnlich und entspannend, wenn man sich 30 Meter vom Strand entfernt im Wasser treiben ließ.
Tag 7
Capri, Capri, Capri Paradiso! Eine schöne felsige Insel mit ihren Boutiquen und Restaurants - noch exklusiver als Positano, allerdings wirkt sie aufgrund ihrer Lage und der Aufteilung der Stadtteile authentischer. Auch die Bucht ist wieder gut gefüllt. Service und Exklusivität wird hier großgeschrieben. Zur Feier des heutigen Tages meiner Beförderung gönnten wir uns daher ein ausgezeichnetes Tomate Mozzarella, hier aus Fleischtomaten und Büffelmozzarella und eine Rucola-, Pecorino Pinsa. Bei dem Insalate Caprese waren die Scheiben jeweils handtellergroß, typischerweise gehört dazu ein flüssiger Balsamico, schon fast sirupartiges Olivenöl und natürlich frisches Basilikum. Die Pinsa ist eine Art Pizzabrot mit dickerem Teig und mehr Grießanteil, so besitzt sie noch mehr Proteine und der Teig wird fluffiger und süßer. Nachdem wir den östlichen Teil der Insel erlaufen hatten - da man für den westlichen Teil einen Bergkamm passieren müsste - begaben wir uns unter die Shopping Queens der Extravaganten und aßen in der vermutlich ältesten Gelateria Tavolacalda das bisher beste Eis. Hier steht Nonna noch höchstpersönlich hinter dem Tresen und lässt sich die frisch gebackenen und gedrehten Karamelwaffeln reichen, in der sie ihr Gelato streicht. Die Leute stehen hier auch gerne mal 15 min für ein Hörnchen Eis an, welches mit 5€ recht teuer, aber reichhaltig und einmalig cremig ist. Witzigerweise befindet man sich während des Wartens direkt vor einem Rolex Schaufenster und tatsächlich sieht man durchaus viele Menschen in solchen und ähnlich namhaften Läden mit Einkaufstüten herausgehen - „la dolce vita“ für manche. Um 16:50 Uhr fuhr die Fähre zurück nach Amalfi und auf dem Oberdeck ließen sich die Hänge der Amalfiküste wunderbar beobachten, auch kam man wieder nahe an den riesigen Yachten und Segelbooten vorbei.
Tag 8
Mit etwas mehr Schlaf und einer ordentlichen Verspätung des Busses machten wir uns auf in Richtung Maiori. Bereits beim Ausstieg fiel uns auf, dass der Badeort über eine schöne breite Promenade mit schattigen Bänken verfügte und trotzdem nicht überlaufen war. Die Stadt liegt in einem Tal mit Meerzugang und ist geteilt durch einen Bach, der das Klima, in der ordentlich angelegten und breiten Fußgängerpassage mittig durchläuft und angenehm kühl hält. Da wir uns hier auf Anhieb wohler fühlten als in den anderen Küstenstädten erkundeten wir diese und stießen auf die Ausschilderung zu der dortigen Burgruine, von dort sollte man das Städtchen auch aus der Vogelperspektive betrachten können. Wir folgten einer Muli-Karawane den Via Castellano zu der dortigen Burgruine am Berghang hinauf. Der Aufstieg war schweißtreibend, wurde aber durch den wunderschönen Blick auf die Dächer der Stadt und dem Blick auf die Limonen-Terrassen belohnt, welche die gesamten umliegenden Berghänge einnehmen. Gemäß den Massen, in denen die Limonen in dieser Gegend verarbeitet werden, müssen eine Vielzahl dieser aus den Bergen von Maiori und Minori kommen. Denn die Felder rings um Amalfi und Positano würden hierzu nicht ausreichen. Glücklich aber geschafft am Fuße der Burg angekommen, machten wir uns nach diesem Anblick auch schon wieder an den Abstieg, um uns in einem der kleinen Restaurants unser Mittagessen zu gönnen. Nach einer himmlischen Portion „Ravioli di Scampi con Salsa di limona“ und einer Pizza mit geräuchertem Käse und getrockneten Tomaten, verbunden mit einer kurzen Versorgungstour an Kaffee und Eis, wurde bis in die Abendstunden Sonne am kiesigen Strand von Maiori getankt.
Tag 9
Ein letztes Frühstück mit Blick auf die Berge von Agerola. Mit ein paar Kilo mehr im Rucksack - durch gekauften Limoncello, Balsamico, Trüffelsalz, Parmesanreibe und Limonenessence - fuhr der Bus ein letztes Mal die 50min durch die Serpentinen nach Amalfi.
Abschließend kann gesagt werden, dass der Golf von Neapel trotz seiner gelegentlichen Exklusivität durchaus erschwinglich für Urlaub ist. Wenn man nicht gerade auf die erste Reihe besteht, zahlt man für ein Hauptgericht, außer auf Capri oder für etwas mit Meeresfrüchten, nicht mehr als 10€. Für eine Unterkunft etwas von der Küste weg, wie Agerola kann man mit 55€ p.P. rechnen und sehr einfache Unterkünfte wie in Neapel oder Pompei, gehen auch für 35€ p.P. pro Nacht. Bus und Bahn sind ebenfalls günstig, ca. 1,40€-3,10€, wahrscheinlich um die kleinen Küstenstraßen zu entlasten. Wegen der engen Straßen sind die Italiener hier gerne auf ihren Zweirädern unterwegs, aber auch viele Motorradfahrer locken die kurvigen Straßen an. Deshalb überlege ich, nochmal mit meiner eigenen Maschine einen Roadtrip hierher zu planen. Gerade die Pizza Margherita zwischen 4-6€ oder der Espresso 1-1,3€ lassen sich sehr gut als Preisindikatoren heranziehen und zählen hier zur Grundversorgung. Wasser ist mit circa 1€ pro Liter in den Restaurants sehr erschwinglich, Bier mit 3€ ebenso. Wir gönnten uns in den Geschäften auch gerne namhaften Eistee für 1€ die 1,5L Flasche. Aus diesen Gründen fällt einem am Abend, nach einem eindrucksreichen Tag das Lebensgefühl „La dolce vita“ nicht schwer falls man sich guten Gewissens etwas durch die Karte probieren möchte. Und ja, auch wenn mir die Stadt Neapel nicht gefiel - die beste Pizza gab es nur hier in ihren Straßen. Dies wurde auf dem Weg zum Flughafen wieder von der Trattoria O‘Scugnizzo bestätigt. Als Fazit lässt sich formulieren, dass der Golf von Napoli mit der Amalfiküste definitiv eine Reise wert ist und wohl zu den Plätzen gehört, die man in Italien gesehen haben sollte. Nicht umsonst stammen zahlreiche Gerichte und bekannte Musik aus dieser Region. Wer es etwas ruhiger mag, sollte die weniger namhaften Orte ansteuern und die touristischen Orte auf der Durchreise mitnehmen.